Archive for November, 2011

never again

Wednesday, November 2nd, 2011

Am 09.11.2011 findet in Wuppertal anlässlich des 73. Jahrestages der Reichsprogromnacht eine antifaschistische Gedenkdemonstration statt. Es steht außerdem in Wuppertal, aber auch in Essen zu befürchten, dass Neonazis Kundgebungen durchführen wollen.
 

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fanden in fast allen deutschen und österreichischen Städten Pogrome statt bei denen Synagogen, Geschäfte und Wohnhäuser von jüdischen Bürgern und Bürgerinnen oder Menschen, die in der NS-Ideologie zu “Juden” gemacht wurden, niederbrannten. Zahlreiche Jüdinnen und Juden wurden ermordet oder festgenommen und misshandelt. In allen Städten beteiligten sich hunderte Bürgerinnen und Bürger an den von der SA begonnenen Zerstörungen und Plünderungen. Dies war nur ein vorläufiger Höhepunkt des Antisemitismus in Deutschland, welcher später in dem Versuch der Auslöschung des gesamten europäischen Judentums endete. […]
Es ist bezeichnend, dass der verharmlosende Begriff “Reichskristallnacht” noch heute eine gängige Bezeichnung für den 9. November ist. Dabei rühmen sich die Deutschen damit Aufarbeitungsweltmeister zu sein. Wenn mit Aufarbeitung gemeint ist, jedes Jahr an drei Tagen die immer gleichen Gedenkreden zu halten, mag Deutschland wirklich Aufarbeitungsweltmeister sein. Doch das wie von einem Tape abgespulte Faktenwissen und Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus – und noch mehr zum 2. Weltkrieg –, täuscht darüber hinweg, dass all dies am Kern des Problems vorbeigeht: Einer Analyse und Kritik der Ideologie der deutschen Volksgemeinschaft. Ohne eine solche verfehlt die Aufarbeitung ihr eigentliches Ziel. Nämlich, dass das Geschehene niemals sich wiederhole.

» never forget, never forgive!

zwei Veranstaltungshinweise

Tuesday, November 1st, 2011

1. Die arabische Revolution?

11.11.2011 | 19:30 Uhr | Raum D 0.05 | Hüfferstraße 27

Vortrag & Diskussion mit Bernhard Schmid

Anfang 2011 hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten, dass die seit Jahrzehnten bestehenden Regimes in der arabischen Welt so schnell ins Wanken geraten könnten.
Doch nachdem sich in Tunesien aus Sozialprotesten eine Revolte gegen den Diktator Ben ’Ali entfaltete, wackelten die arabischen Herrscher: Zuerst fiel Ben ’Ali, dann Mubarak. Als nächstes könnte die syrische Diktatur oder das Regime von Präsident Saleh im Jemen stürzen, allerdings drohen dort auch Konflikte zwischen Bevölkerungsgruppen. In Libyen kippte das Geschehen von der Revolte in einen Bürgerkrieg, und von diesem in einen internationalen Krieg um. Während manche „Linke“ sich noch nicht recht entscheiden können, ob Syriens Präsident Al-Assad nicht doch ein irgendwie „sozialistisches“ oder jedenfalls „antiimperialistisches“ Regime führt oder wie man zu Libyen steht, sehen andere vor allem die Sicherheit Israels bedroht. Doch was wollen die Protestierenden? Wie verhält es sich mit den Kräfteverhältnissen in Bewegung und Gesellschaft und wie sind die Geschehnisse aus emanzipatorischer Sicht zu bewerten? Diese Fragen diskutiert Bernhard Schmid und nimmt dabei sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die Unterschiede in den verschiedenen arabischen Ländern in den Blick. Ferner wird das Verhältnis des Westens zu „seinen“ arabischen Diktatoren beleuchtet.

» AStA der FH Münster

 

2. Tagung zur Kritischen Theorie und Emanzipation

11./12.11.2011 | Universität Bielefeld

Kritische Theorie ist ein unablösbares Moment der Anstrengung, eine Welt zu schaffen, die den Bedürfnissen und Kräften der Menschen genügt. Vor diesem Hintergrund begreift sie die gegenwärtige Gesellschaft nicht allein in ihrem Funktionieren, sondern ebenso sehr in ihrer historischen Dimension, unter der Perspektive ihrer Veränderbarkeit. Kritische Theorie konfrontiert die heutige Organisation der Gesellschaft mit der in dieser Gesellschaft selbst gelegenen Möglichkeit zum Besseren. Diesen Widerspruch bringt sie zu Bewusstsein, bringt zu Bewusstsein, wie sehr die gegenwärtige Gesellschaft aus sich heraus auf der einen Seite bloß warenförmigen Reichtum, auf der anderen Seite Not und Unterdrückung, Zerstörung von Mensch und Natur produziert – wie sehr also die Gesellschaft, in der kapitalistische Produktionsweise herrscht, sich selbst, ihrem eigenen Anspruch widerspricht. […]
Seit ihren Anfängen in den 30er und 40er Jahren des 19. Jahrhunderts ist die kritische Theorie ein unzeitgemäßes Unternehmen, bringt sie doch gegen das falsche Einverständnis ihrer Zeitgenossen das zum Ausdruck, was an der Zeit ist. Einzig kraft des negativen Denkens, kraft der „rücksichtslosen Kritik alles Bestehenden“ (Karl Marx) kann kritische Theorie einer immer noch naturwüchsigen, immer noch nach fremden und feindlichen Zwecken eingerichteten Gesellschaft standhalten, sich ihrem Sog und Konformitätsdruck widersetzen, um den Gedanken an eine vernünftige und gerechte Gesellschaft, zuletzt den eigenen Glücksanspruch zu behaupten. Ziel kritischer Theorie, und darin besteht ihr praktischer Eingriff, ist es Leben und Denken im bewussten Widerspruch zu organisieren.

» Kritische Theorie und Emanzipation