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never again

Sunday, November 4th, 2012

Am 09.11.2012, dem 74. Jahrestag der Reichspogromnacht, rufen Antifaschist*innen zu einer Gedenkdemonstration in Mettmann auf. Wie schon im letzten Jahr gilt es außerdem in Essen Aktivitäten gegen eine Kundgebung von Neonazis zu unterstützen. In Wolgast hat die NPD einen “Fackelmarsch” (!) auf eine “Flüchtlingsunterkunft” durchgeklagt, ein antifaschistisches Bündnis wird dagegen mit Blockaden vorgehen.

An dieser Stelle ist des Weiteren auf den Aufruf der ANA und der EAG zur Demonstration in Berlin-Moabit hingewiesen:

Die Gewalt der Novemberpogrome vom 7.-13. November 1938 fand am 9. November ihren vorläufigen Höhepunkt. Überall in Deutschland und Österreich brannten die Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden überfallen, demoliert und geplündert. Jüdinnen_Juden wurden von deutschen Antisemit_innen gedemütigt und geschlagen, vergewaltigt und ermordet. […] Das Novemberpogrom war keine Tat einzelner, überzeugter Nationalsozialist_innen, von denen die sogenannte normale Bevölkerung zu unterscheiden wäre. […] Ab dem 9. November 1938 bis zum Tag der Befreiung lebte die deutsche Volksgemeinschaft ihren antisemitischen Hass aus. Gemeinsam wurde ausgegrenzt, entrechtet, verwüstet, geplündert, angezündet, gedemütigt, gefoltert und ermordet. Es gab keine schuldlosen Bürger_innen, auch wer nur zugesehen hat und sich nicht gegen das NS-System gewandt hat, hat sich damit als Teil des deutschen Mordkollektivs schuldig gemacht. […]
Als sich 1989 die Deutschen wieder zu einem einzigen Volk machten, wurde das eigene Nationalgefühl modernisiert und transformiert. Dieser neue deutsche Nationalstolz entlud sich nicht zuletzt auch in den zahlreichen rassistischen Ausschreitungen gegen Asylsuchende und Migrant_innen in seiner Entstehungsphase in den 1990er Jahren. Spätestens seit Rot-Grün ist die Shoah nicht länger eine Schuld, die man verdrängt, sondern man ist stolz auf die kläglichen Entschädigungszahlungen, die externalisierende Vergangenheitsbewältigung und die Aufklärung von Verbrechen, die 60 Jahre zu spät erfolgte. Die Deutschen imaginieren sich als Kämpfer_innen gegen Antisemitismus und Rassismus im In- und Ausland und sehen dabei konsequent über eben diesen Antisemitismus und Rassismus in den eigenen Reihen hinweg. […]
Die fortwährende Deligitimierung der Sicherheitsinteressen des jüdischen Staates auf ideologischer Ebene wie die faktische Untergrabung seines Existenzrechts auf realpolitischer Ebene führen mehr als deutlich vor Augen: Wer sich mit dem Schutzraum von antisemitisch Verfolgten solidarisch zeigen will, kann auf Deutschland nicht zählen. Der Kampf für eine Welt ohne Antisemitismus, ist stets auch der Kampf um die Überwindung der deutschen Verhältnisse.

» 74 Jahre nach dem Pogrom